Samstag, 29. April 2017

Für Georg

Als Mutter zu bestehen ist kein Leichtes!
Dies weiß ich wohl und dass mir nicht gelingt,
stets schweigend zuzusehn, damit Erreichtes
auch Selbst-Erlebtes wird und dich beschwingt
als Sicherheit in deinem Tun und Streben.
Das ist, was ich mir fest für dich ersehne!
Doch fällt mir schwer, dich vollends freizugeben,
wo ich dich noch in Kinderschuhen wähne.

Mir scheint's, als wurdest gestern du geboren;
als liefst die ersten Schritte du vor Stunden.
Inzwischen ist, was kindlich war, verloren;
nur Ahnung mehr. Und dennoch tief verbunden
sind du und ich, auch wenn sich still und leise
schon Sprache ändert, Tonfall und Berührung.
Ich will dir Hafen sein nach jeder Reise
und lass auch immer öfter dir die Führung.

Doch treibt mich wieder mütterliches Bangen
und überfällt zu schützen mich der Drang,
versteh; ich habe grad erst angefangen
dich loszulassen; werd' mein Leben lang
mir wünschen, dass gelänge, dich zu hüten
vor Kummer, Leiden, Misserfolg und Gram.
Mit Nachsicht mögest du mir dies vergüten
und auch mit einem Rüffel dann und wann.

Es ist nicht so, dass ich nicht an dich glaube.
Im Gegenteil - du bist mein ganzer Stolz!
Und wenn ich dir die Luft zum Atmen raube,
verzeih; ich bin geschnitzt aus Mutterholz.




.April 2017