Herbstlaub, mählich mürb gemacht,
setzt, zersetzt sich, wird zu Erde,
dass im Frühjahr Neues werde,
aufersteh in aller Pracht!
Letzter Farbrausch, ein Sich-Bäumen,
Einmal-noch-vom-Sommer-Träumen,
hat ein warmes Glühn entfacht,
welches leise und ganz sacht
Wurzeln schlägt in unsern Seelen,
Glut wird, nährend, während Schwere
ersten Eishauchs letzte Ähre
bricht, um sie uns fortzustehlen.
Für ein Weilchen bloß! Im Stillen
muss das Wunder sich erfüllen
ewgen Kreislaufs, Jahr für Jahr.
Wandlung heißt, dass Nichts bloß "war".
.Oktober 2012
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Mittwoch, 11. Oktober 2017
Das verwunschene Haus
(einem heiteren Dicht-Wettstreit entsprungen)
Schon immer, scheints, stand an des Waldes Saume,
umhüllt von Brombeerranken, ein Gemäuer,
als wäre es entstiegen finsterm Traume.
Noch keinem Wandersmann wars dort geheuer,
der hoffnungsvoll drin Schutz und Raststatt suchte,
sich aufzuwärmen an des Herdes Feuer.
Warn auch die Wandrer noch so wildverruchte -
schlugs zwölfe erst vom Kirchhof her im Turme,
da regte sich das Haus, das langverfluchte:
es schlugen Fensterläden wild im Sturme,
die Dielen ächzten unter schweren Tritten!
Der Mutigste sogar ward drob zum Wurme,
ist schreiend hoch zu Ross rasch fortgeritten,
davongestolpert, war er bloß zu Fuße;
hat um ein Haar den Schreckenstod erlitten,
im Ohr gehauchten Klang vom Geistergruße.
Vergessen wurd gesucht auf Bierkrugs Grunde,
nicht wenige auch taten betend Buße.
Doch alle warn ergraut seit jener Stunde.
.März 2012
(Terzine)
(Terzine)
zu spät gestellte frage
lieber herr
gernhardt,
ich will es
nun wagen
und möchte
sie fragen,
ob in all
ihren tagen,
auch dann,
wenn glück fern ward,
man das leben
noch gern hat.
ich weiß,
das klingt dumm!
nehmen sie´s
mir nicht krumm -
ich bitt sie
darum!
doch in ihren
gedichten
und auch den
geschichten
verträgt
sich schlechtes mit gutem
und das lässt
mich vermuten,
dass das
leben für sie
immer war,
was es ist;
nie ganz
immer, niemals nie,
doch stets
glück neben leid,
und voll sinn und beschiss.
.Juli 2008
unsichtbar
heut war wieder
einer jener tage
an denen ich
unsichtbar
durch die stadt
gehen konnte
inmitten der
dichten menschenströme
schlenderte ich
neben der zeit
die
auslagenscheiben entlang
hangelte meine
gedanken
mechanisch mit
meinen blicken
von auslegeware
zu hausmauer
zu auslegeware
zu
hausmauer zu
versunken
in mich
unberührbar für
die außenwelt
im grau in grau
des asphalts
lineare muster
denen ich folgte
bis zu dem punkt
an dem du mich
angerempelt hast
und ich erkennen
musste
dass ich einsam
bin
unter vielen
.2008
auf der baumgartner höhe, pavillon annenheim
bitte, mama,
erzähl mir von
deiner angst!
ich weiß, sie
erfüllt das kahle zimmer,
sobald die
besuchszeit zu ende ist
und die
flügeltür hinter mir zufällt.
du sprichst nie.
wenn, dann über
die schlagzeilen der illustrierten von vor drei monaten,
die hier
herumliegen,
oder deine
zimmergenossinnen.
nie fragst du.
nicht um trost.
nicht um hilfe.
nicht danach,
was mit dir geschehen wird.
dann, wenn der
krebs beginnt, dich vollends zu verzehren.
hüllst dich in
palliatives totschweigen.
so wie dein
ganzes leben schon.
meine angst
nehme ich jeden
tag, an dem ich kommen kann, mit.
lasse sie gut
angeleint vor deinem zimmer warten,
um sie beim
nachhauseweg dort wieder abzuholen.
sie übernachtet
bei mir.
jede nacht
seit du nur noch
darauf wartest, dass „es“ vorbei geht.
du wolltest nie,
dass wir,
deine töchter,
dich so sehen.
nun kannst du
nicht einmal
meine helfenden
hände an dir ertragen,
meine
gutgemeinten worte hören, die dich so quälen,
meine
haltsuchenden blicke erwidern.
ich verspreche,
ich werde nicht hinsehen!
ich verspreche,
ich werde dieses bild von dir vergessen!
mein erstes
wichtiges versprechen,
das ich nicht
werde halten können.
doch du
schweigst.
lange, bevor du
die sprache verlierst.
bevor du hinter
nebelwänden aus schmerzlosigkeit verschwindest.
sie verschlucken
dich eines tages.
dann bist du
nicht mehr da.
obwohl wir dich
noch deutlich sehen können.
nur zu deutlich.
die angst
mag nun nicht
länger draußen warten.
weit offen
steht die
flügeltür.
vogelgezwitscher
im park.
schließlich
bist du verstummt.
anders als das
vertraute schweigen,
das dich durch
dein ganzes leben begleitet hat.
lässt uns
zurück,
ohne dich jemals
ganz erfahren zu haben.
dein blick ist
so fern.
nun kann ich sie
nicht einmal mehr
in deinen augen
lesen,
deine angst .
ich hätte sie
auf meinen schultern
mit zu mir nach
hause getragen,
damit sie dir
nicht länger zur last fällt.
jede nacht
und jeden tag.
sie hätte zu
meiner angst gesprochen
wie eine alte
bekannte.
vom mut der
verzweiflung.
von den schönen
dingen, die waren.
von der
hässlichkeit.
von der natur
der vergänglichkeit.
von ihrem
eigenen wesen.
und ich hätte
zugehört.
so
wie ich dir
immer zuhören wollte.
stille.
endgültig und
unerträglich wie am ersten tag.
meine schultern
tun so weh.
.2008 (2005)
familienfotos
heut hab ich staub
von deinem
gesicht
gewischt
und deinen
wärmenden blick
wiedergefunden
doch deine lippen
verschließen sich
noch immer
wie in all den
jahren
meines kindseins
jedem liebenden
wort
dort
lasse ich den staub
einfach
liegen
.Juni 2008
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annäherung
abstand
zu halten
mich
langsam
nicht
vertrauten
unebenheiten
zu nähern
schützt
vor
hautabschürfungen
und
so manchen
platzwunden
nach
dem aufprall
ich
sollte es wissen
mittlerweile
doch
ich lege
so
gerne
meine
wange
an
raues gestein
.Oktober 2008
ohne titel
der grund, weshalb ich ingeborg
nur ungern manche dinge borg
ist ähnlich dem, warum der gerd
auch nicht mit meinem wagen fährt.
.April 2016
nur ungern manche dinge borg
ist ähnlich dem, warum der gerd
auch nicht mit meinem wagen fährt.
.April 2016
vom brechen
auf
bricht nach langem frost die kruste.
an
bricht nun frühling und was ruhen musste
unter
dem bruch des laubs vom letzten jahre,
bricht
auf mit ihm, bricht aus der winterstarre.
.März 2010
Mittwoch, 4. Oktober 2017
Kleine Ode an den Herbst
Krümmt Trockenheit schon graue Borke
und knistert Laub rotbraun im Wald,
ruhn längst im Schuppen Saat und Forke,
ist Sommers Klang weithin verhallt,
und knarren laublos weiße Birken
gemächlich über rotem Meer,
hat Herbst mit leisem Zauberwirken
den Wald ganz ohne Gegenwehr
in seinen sanften Bann gezogen,
zur Ruh alle Natur gebracht.
Ganz unbemerkt kam er geflogen
auf weichen Schwingen über Nacht.
Vergänglichkeit, nie bist du schöner
als so in all der Farbenpracht!
Nie bist du sanfter als in jener
so goldnen Zeit voll Abschiedsmacht!
Nie fühl ich Wehmut reiner, süßer,
als just zu dieser Jahreszeit.
Ich lieb dich, Herbst, mein Wintergrüßer!
Du machst mir Herz und Seele weit.
.Oktober 2017
und knistert Laub rotbraun im Wald,
ruhn längst im Schuppen Saat und Forke,
ist Sommers Klang weithin verhallt,
und knarren laublos weiße Birken
gemächlich über rotem Meer,
hat Herbst mit leisem Zauberwirken
den Wald ganz ohne Gegenwehr
in seinen sanften Bann gezogen,
zur Ruh alle Natur gebracht.
Ganz unbemerkt kam er geflogen
auf weichen Schwingen über Nacht.
Vergänglichkeit, nie bist du schöner
als so in all der Farbenpracht!
Nie bist du sanfter als in jener
so goldnen Zeit voll Abschiedsmacht!
Nie fühl ich Wehmut reiner, süßer,
als just zu dieser Jahreszeit.
Ich lieb dich, Herbst, mein Wintergrüßer!
Du machst mir Herz und Seele weit.
.Oktober 2017
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