Mittwoch, 23. November 2022

Liebeslied

(Villanelle) 



Und wieder rollt ein Röhren durch das Tal,
kriecht durch die Wälder, über Hänge bis ans Haus.
Ich lausche schaudernd, stumm, wie jedes Mal.

Für sie sein schönstes Lied als ihr Gemahl;
er schickt's aus voller Kehle weit hinaus.
Und wieder rollt ein Röhren durch das Tal.

Das letzte Licht des Tages, nebelfahl -
als löschte er's mit seinem Rufen aus.
Ich lausche schaudernd, stumm, wie jedes Mal.

Ich zähl die Strophen. Vier sind's an der Zahl.
Der letzten geht ein Klagelaut voraus.
Und wieder rollt ein Röhren durch das Tal.

Die Angebetete, so zart und schmal -
wann kommt sie wohl? Tritt aus dem Wald heraus?
Ich lausche schaudernd, stumm, wie jedes Mal.

Sein Lied - wie klingt's für mich nach Sehnsuchtsqual!
Kein andrer Laut drückt dieses besser aus!
Und wieder rollt ein Röhren durch das Tal.
Ich lausche schaudernd, stumm, wie jedes Mal. 






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