Donnerstag, 2. Februar 2017

Kindersommer am Grundlsee

(für O.)





Der Himmel ist schon dunkel überzogen,
mein Blick fällt tief hinab in schwarze Fluten.
Ein scharfer Wind zersägt den See zu Wogen
und Grollen lässt Gewitters Werk vermuten.

So stand ich – Kind noch – oben an dem Fenster
mit deinen Armen eng um mich geschlungen.
Gemeinsam suchten wir ums Schloss Gespenster.
Von Märchenzauber war die Zeit durchdrungen.

Wie liebt' ich diese glückgetränkten Tage
in alten Mauern, nah gebaut am See,
wenn wohl geborgen ich des Windes Klage
im Turm dort lauschte, hoch im Sturmgeweh.

Da zuckt ein Blitz - so grell und nachtzerspaltend!
Fährt tief hinein in lichtgetauchtes Nass.
Wir schraken lustvoll damals, Hände haltend,
verwischt die Grenze zwischen Angst und Spaß.

Wir sehnten uns nach Donners wildem Schlage
wohlwissend, dass auch wir sogleich erbeben.
Nie wieder durfte bis zum heutgen Tage
ich mehr ein Schauspiel so wie dies erleben.

Nie mehr die unvergleichliche Kulisse;
der Zutritt gilt dort nur noch für „privat“.
Wie sehr ich dich, ach, Großmutter, vermisse!
Gewitter brülln nach deiner Gegenwart.


.märz_2017